Offenburg ist regionaler Vorreiter

Entwicklung eines Stadtbaumkonzepts: Ziele, Planungen und überschneidende Nutzungsinteressen

Vorausschauend handeln mit Blick auf Klimaschutz und Klimaanpassung heißt unter anderem mehr Stadtbäume pflanzen, vor allem um die Hitzebelastung in den Hotspots zu reduzieren. Dazu haben Mitarbeitende aus den Bereichen Stadt-, Grün- und Verkehrsplanung sowie Tiefbau ein Stadtbaumkonzept entwickelt. Unterstützt wurden sie dabei vom Planungsbüro berchtoldkrass aus Karlsruhe. Mit diesem Konzept nimmt die Stadt Offenburg eine Vorreiterrolle in der Region ein. Das Stadtbaumkonzept und dessen sukzessive Umsetzung stehen auch im Planungs- und Umweltausschuss am 12. November zur Diskussion. 

 

Das Stadtbaumkonzept verfolgt das Ziel, die Pflanzung von Straßenbäumen in allen innerörtlichen Straßen zu prüfen und die Potenziale für zukünftige Baumpflanzungen zu erheben. „Das Stadtbaumkonzept ist die logische Detaillierung zum 2024 verabschiedeten Rahmenplan Stadtklimawandel. Dabei waren die Erkenntnisse aus dem Baum- und Straßenkataster für uns wichtig, um zu wissen, wo wir stehen und wo entsprechende Potenzialräume für künftige Pflanzungen liegen“, erklärt Vera Dreher. Die konzeptverantwortliche Stadtplanerin spricht von aktuell rund 5.600 städtischen Bäumen im Straßenraum.

 

Im Ergebnis zeigte sich, dass noch nicht überall eine ausreichende Verschattungs- und Kühlleistung durch Baumpflanzungen im Hinblick auf den Klimawandel vorhanden ist. Vor dem Hintergrund der in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommenen Verkehrsnutzungsarten des Straßenraums und des Ausbaus der unterirdisch verlegten Leitungen ist dies aber erklärbar. So spielte die Begrünung im öffentlichen Straßenraum in vielen Neubaugebieten und Stadterweiterungen der 1950 bis 1970er Jahre nur eine untergeordnete Rolle, hier lag der Fokus stärker auf dem fließenden und ruhenden motorisierten Individualverkehr. 

 

Beispiel Oststadt

 

Erst seit den 1980er Jahren gibt es wieder das Bestreben, Straßenräume als baumbestandene Aufenthaltsräume umzugestalten. Bestes und auch gelungenes Beispiel ist hier die Verkehrsberuhigung und Erneuerung in der Oststadt zwischen Weingartenstraße im Süden und Turnhallestraße im Norden zu nennen, aber auch in der Hauptstraße wurden mit Einrichtung der Fußgängerzone zahlreiche Bäume gepflanzt.

 

Größte Herausforderung sieht die Stadtplanerin in den sich überschneidenden Nutzungsinteressen auf begrenztem Raum. „Oberirdisch sind es beispielsweise die ausreichend breiten Fußgänger- und Radwege sowie die Parkplätze und Grundstückszufahrten, unterirdisch die Leitungen“, bringt sie es auf den Punkt. Gerade im Hinblick auf den derzeitig stattfindenden Ausbau von Fernwärme und Glasfaser werden vermehrt Eingriffe in den Straßenraum notwendig, was zwingend einer koordinierten Steuerung dieses Ausbaus bedarf, um potenzielle Flächen für Baumpflanzungen zu sichern. „Hier gibt uns das Stadtbaumkonzept nun die relevanten Hinweise“, erklärt sie. So gilt es zunächst den aktuellen Straßenbaumbestand zu sichern sowie die unterirdischen Potenzialräume freizuhalten, um künftige Baumpflanzungen nicht zu gefährden. Aufwändiger wird es, wenn der Straßenquerschnitt verändert oder Leitungen verlegt werden müssen. Dabei sind sich die Verantwortlichen bewusst, dass die Vergrößerung des Straßenbaumbestands zu einer der schwierigsten Maßnahmen der Klimaanpassung zählen, um allen Rahmenbedingungen und Anforderungen an Straßenräumen gerecht zu werden. „Wir setzen hier auch auf das Verständnis und die Einsicht der verschiedenen Leitungsträger, aber auch der Bürgerinnen und Bürger im Sinne eines lebenswerten, öffentlichen Raums“, erklärt Daniel Ebneth, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Baurecht. Gerade auch in besonders engen Straßenräumen, in denen oftmals kein Platz für öffentliche Bäume ist, kommen Baumpflanzungen auf den angrenzenden Privatgrundstücken eine besonders hohe Bedeutung zu. 

 

Für die nächsten Jahre sollen Straßenräume priorisiert werden, bei denen unter anderem Potenzialräume vorhanden sind, Synergien mit Straßensanierungen erfolgen können sowie ein erhöhter Bedarf an Hitzeminderung bei Hitze-Hotspots besteht, wie vor dem Museum im Ritterhaus bereits 2024 geschehen. Im kommenden Jahr folgen der Klimahain am Marktplatz und die Baumpflanzungen am Stadtbuckel. In der Werderstraße darf ab 2027 auf mehr Bäume gehofft werden.

 

Mehr Grün soll es in der Werderstraße ab 2027 geben. Visualisierung: Stadt