KLIMAFASTEN (VII): Schülerin Amelie Vollmer erklärt, was es für sie bedeutet, die Komfortzone zu verlassen

26. April 2019

 

Amelie Vollmer ist Schülerin am Kloster-Gymnasium, wohnt in Rammersweier und eine der Veranstalterinnen von Fridays for Future sowie aktiv bei der Linksjugend. Zum Abschluss der OFFENBLATT-Reihe zum Klimafasten hat sich Claudia Roloff, Leiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung, mit der 16-Jährigen unterhalten.

 


In was für einer Welt möchtest du leben, wenn du 35 bist?

Amelie: Bis dahin muss eine Veränderung im Bewusstsein der Menschen stattgefunden haben, alle müssen erkennen, wie sich ihr Handeln auf unseren Planeten auswirkt. Wir fahren hauptsächlich mit Zügen oder Bussen und ernähren uns mit Produkten aus der Region – davon nur wenig Fleisch und Milchprodukte. Außerdem brauchen wir kaum noch Plastik. Bei allen unseren Entscheidungen achten wir auf das Wohl unseres Planeten. Deshalb werden Gesetze geschaffen, die verhindern, dass das Kapital über das Wohl des Planeten gestellt wird. So stellt die Profitgier keine so große Gefahr mehr da. 

 

Speziell zum Thema „Raus aus der Komfortzone“ –  was bedeutet das für dich?

Amelie: Wir dürfen nicht mehr länger verdrängen, dass wir eine Klimakrise haben. Und wir dürfen sie auch nicht länger wie eine Nebensächlichkeit behandeln, denn sie ist nicht mehr schön zu reden. Wir müssen auf die Straße gehen und Druck auf die Politiker/innen ausüben. Die Treibhausgasemissionen müssen sofort drastisch gesenkt werden. Bis Ende 2019 muss ein Viertel der Kohlekraft abgeschaltet werden. Uns allen muss klar sein, dass es in ein paar Jahren schon zu spät sein wird, wenn wir so weiter machen. Der Schutz unseres Planeten und das Recht aller nachfolgenden Generationen auf eine Zukunft muss bei allen politischen Entscheidungen Priorität haben. 

 

Wo siehst du Chancen, dass sich die Gesellschaft tatsächlich in diese Richtung bewegt?

Amelie: Fridays for Future ist eine Bewegung, in die ich viel Hoffnung stecke. Sie übt nicht nur Druck aus, sondern sie motiviert auch andere, sich mit der Problematik auseinander zu setzen und bringt damit die Bewusstseinsänderung in Gang, die nötig ist. Seit Beginn der Schulstreiks haben wir schon viele Gespräche geführt und gemerkt, dass die Menschen anfangen, umzudenken – auch bei uns in der Schule. Die Klimakrise muss aber im Lehrplan noch mehr in den Fokus rücken. Wenn wir nicht aufgeben und weiter immer mehr werden, ist es realistisch, dass wir die Politik dazu bringen, unsere Forderungen umzusetzen. 

 

Und was sind deine Mitmachtipps angesichts der Klimakrise?

Amelie: Vegetarisch oder im besten Fall vegan leben hat einen großen positiven Einfluss auf das Klima.  Allerdings muss klar sein, dass wir unsere Hauptforderungen an die Politiker/innen stellen. Die Verantwortung darf nicht auf uns abgewälzt werden. Denn wenn es auf politischer Ebene nicht sofort drastische Veränderungen gibt, wird es uns auch nichts helfen, vegan zu leben. Zudem ist es im Moment noch sehr schwer, zum Beispiel plastikfrei zu leben, auch hier sind wir auf politische Änderungen angewiesen.

Deshalb ist mein Haupttipp: Übt durch Demonstrationen, Wahlentscheidungen, Internetkampagnen, und andere politische Aktionen, Druck auf die Bundesregierung aus! Auch direkte Gespräche sind meiner Meinung nach sinnvoll: Wir haben schon mit ein paar Vertreter/innen im Gemeinderat gesprochen und sind zum Teil auf offene Ohren gestoßen. Auch für  die Wahl am 26. Mai finde ich es wichtig, dass alle Menschen ab 16 sich genau informieren, wie sich die einzelnen Parteien für das Klima einsetzen. Wir alle müssen endlich aus der Komfortzone rauskommen, in der wir uns vormachen, dass das Klimaproblem sich von alleine lösen würde. Wir müssen alle aufwachen und uns Richtung Klimagerechtigkeit bewegen.