KLIMAFASTEN (IV): Jaana Hilberer wünscht sich einen nachhaltigen Konsum und geht mit gutem Beispiel voran

29. März 2019

 

Konsum als Statussymbol? Nicht für Jaana Hilberer, 17 Jahre alt und Schülerin am Klostergymnasium. Sie wünscht sich einen Wandel hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit. Petra Rumpel, Geschäftsführerin des BUND-Umweltzentrums Ortenau, fragt sie nach ihren Vorstellungen für einen nachhaltigen Konsum. Der Beitrag ist Teil der Reihe zum Klimafasten.

 


Jaana, wie soll die Konsum-Welt aussehen, wenn du mal mitten im Leben stehst?

Jaana Hilberer: Ich würde mir wünschen, dass nur so viel produziert wird, wie wirklich gebraucht wird, dass die Konsumgüter so produziert werden, dass es weder den Menschen noch der Umwelt schadet, und dass alle Menschen auf der Welt ausreichenden Zugang dazu haben. Es müsste außerdem deutlich weniger tierische Produkte geben.


Was bedeutet das konkret für Offenburg?

Jaana Hilberer: Es wären hauptsächlich fair produzierte, langlebige Waren und keine Plastikwegwerfartikel mehr im Handel. Außerdem gäbe es mehr Second-Hand-Angebote und bessere Möglichkeiten, Dinge gemeinsam zu nutzen und zu tauschen. Es bräuchte nicht mehr so viele verschiedene Marken. Momentan gibt es eine riesige Auswahl innerhalb der gleichen Warengruppe, und dadurch wird viel zu viel produziert. Der Handel muss deshalb mit allen möglichen Tricks die Verkaufszahlen ankurbeln, so dass man viel mehr kauft, als man braucht. Das treibt den CO2-Ausstoß in die Höhe und belastet das Klima unnötig.


Aber würden es nicht viele Menschen als Einschränkung erleben, wenn die Auswahl kleiner wäre?

Jaana Hilberer: Für viele ist Konsum ein Statussymbol – man kauft, weil man denkt, damit seinen sozialen Status zu verbessern. Ohne diesen Zwang ist das riesige Überangebot nicht nur unnötig, sondern sogar belastend, weil es viele überfordert.

 

Und wie gehst du mit dem derzeitigen Konsumangebot um?

Jaana Hilberer: Ich bin ein Modefan, mag gerne Vintage-Kleidung und trage damit meinen Lebensstil nach außen. Aber ich kaufe überwiegend in Second-Hand-Läden ein, das ist auch günstiger. Bei Kleidertauschparties gibt es zusätzliche Gelegenheiten, die Garderobe zu variieren, aber auch Dinge weiterzugeben, die ich nicht mehr nutze. Es gibt auch Fälle, wo ich mir etwas Neues besonders gut gefällt. Dann überlege ich mir die Anschaffung aber gründlich, um sicher zu sein, dass ich dann auch wirklich lange Freude an dem Teil habe. Auch bei Technik denke ich darüber nach, was ich wirklich brauche, und nutze z.B. das Smartphone, bis es gar nicht mehr geht. Zudem versuche ich, Dinge zu reparieren. Leider sind viele Sachen auch gar nicht auf Langlebigkeit ausgelegt. Aber einiges gibt es gebraucht, Bücher zum Beispiel. Außerdem kaufe ich sehr wenig tierische Produkte und vermeide Plastik, wo es geht. Das ist nicht immer ganz einfach, aber ich arbeite daran.


Und du versuchst auch, deine Ideen weiterzutragen?

Jaana Hilberer: Ja, meine eigenen Entscheidungen sind ja relativ sinnlos, wenn nicht insgesamt ein Wandel stattfindet. Darum muss die Politik nachziehen. Die muss die Grundlagen dafür schaffen, dass es angenehmer wird, klimafreundlich zu leben. Die Konsum-entscheidungen zugunsten fairer, langlebiger und ungiftiger Produkte muss den Bürgern leichter gemacht werden. Schlechte Arbeitsbedingungen oder umweltschädliche Prozesse in der Produktion müssten ausgeschlossen werden. Deshalb engagiere ich mich bei Fridays für Future, in der Unesco-AG der Schule und bin auch Schülersprecherin, wo ich mich zum Beispiel für ein veganes Angebot in der Mensa einsetze.